
Prozesse für Compliance und KYC
Die konsequente Einhaltung von Compliance- Vorgaben spielt für Firmen aufgrund von regulatorischem Druck eine immer grössere Rolle. Die Compliance Organisation in Unternehmen dient zur Verhinderung von kriminellen Aktivitäten und soll somit vor operativen Risiken schützen. Einer der Hauptpfeiler von Compliance sind Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung, welche in den sogenannten KYC Standards zusammengefasst werden. KYC steht für Know your Customer und soll Unternehmen unterstützen, nicht mit Wirtschaftskriminalität in Verbindung zu geraten. Geldwäsche (AML, Anti Money Laundering), Korruption und Betrug sind Themen, die jedes Unternehmen direkt oder indirekt betreffen. Es ist daher unerlässlich, effektive Prozesse einzubinden, welche der präzisen Identifikation von Kunden und Geschäftspartnern dienen. Es müssen persönlich Daten sowie Geschäftsdaten geprüft werden, um beispielsweise Treffer auf internationalen Sanktions,- oder PEP- Listen aufzudecken. Auch müssen Firmenverflechtungen, Eigentumsverhältnisse und dahinterstehende Individuen überprüft werden. Bei Personen, die in Beziehung zu Politikern oder Behörden stehen, muss die Überprüfung besonders gründlich ausfallen. Denn sogenannte PEPs (Politisch Exponierte Personen) haben in Bezug auf Korruption ein erhöhtes Risikoprofil.
Umsetzung und rechtliche Grundlage
Zur Umsetzung wurden internationale Mindeststandards eingeführt. Die rechtliche Grundlage für die Sorgfaltspflicht, welche eine Know-Your-Customer-Analyse erfordert, ist die 3. EU-Geldwäsche-Richtlinie. In Kombination mit dem UK Bribery Act, dem UK Modern Slavery Act oder dem Financial Action Task Force (FATF) bildet sie den Rahmen für Know-Your-Customer-Aktivitäten. Die internationalen Regularien sind selbst für solche Unternehmen relevant, die sich nicht selber in betroffenen Ländern befinden, sondern zu diesen wirtschaftliche Beziehungen pflegen. Bei Nichteinhaltung der Sorgfaltspflicht drohen kostspielige Bussgelder und andere Massnahmen seitens der Aufsichtsbehörden. Es kann für die betroffenen Unternehmen zu Reputationsschäden und in schwerwiegenden Fällen zum Entzug der Geschäftserlaubnis kommen.
Nicht nur die Finanzbranche ist betroffen
Die Finanzbranche steht im Hinblick auf die Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen vor großen Herausforderungen. Anhaltend niedrige Zinsen und schlank aufgestellte Fintechs lassen die Margen schmelzen und belasten die Geschäftsergebnisse von Finanzinstituten. Aufgrund von mangelndem Budget wurden im Compliance Bereich nur Workaround,- und Not- Lösungen eingeführt, gerade ausreichend, um den operativen Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Compliance Prozesse sind oftmals mit grossem manuellem Aufwand verbunden und somit teuer und langwierig. Jahrelange Versäumnisse bei technologischen Investitionen führen zu langen Onboardingzeiten von neuen Kunden. Mittlerweile sind diese veralteten und aufwändigen Prozesse ein enormes operatives Risiko für die Institute. Eine Automatisierung ist unumgänglich und die meisten Unternehmen wissen längst, dass sie automatisierte Prozesse einsetzen müssen, um Compliance-Richtlinien gerecht zu werden und entsprechende Risiken zu vermeiden.
Eine KYC-Prüfung ist jedoch längst nicht mehr nur für Unternehmen im Finanzsektor erforderlich, sondern auch für Organisationen anderer Branchen. Zum Beispiel erhöht sich dank Compliance in der Exportindustrie der bürokratische und somit der finanzielle Aufwand. Nicht nur Ursprungszeugnisse müssen erstellt werden, um vor Strafzöllen zu schützen, sondern es müssen Embargos und Sanktionen gegen Staaten, Organisationen, Firmen und Privatpersonen geprüft und eingehalten werden. Zunehmend verlangen Spediteure eine Bestätigung des Ausführers, dass alle Embargo,- und Sanktionslisten- Prüfungen erfolgt sind. Da nationale und internationale Bestimmungen manchmal voneinander abweichen, werden die Compliance Kontrollen oftmals noch manuell oder semi- automatisiert durchgeführt. Hier bietet eine Vollautomatisierung den grössten Mehrwert für Unternehmen. Nur so kann der Prozess zeitnah und kostengünstig ausgeführt werden.
In vielen weiteren geschäftlichen Bereichen können Compliance Screenings genutzt werden, sofern sie nicht gegen die Datensicherheit und Datenschutzverordnungen in den entsprechenden Ländern verstossen. Zum Beispiel können Beratungsfirmen ihren Kunden mit einem Compliance Screening nachweisen, dass einzelne Berater über einen einwandfreien Leumund verfügen.

Profiteure Big Data Anbieter
Am Markt gibt es sehr viele Lösungen für standardisierte Compliance,- und KYC- Prozesse. Es gibt zahlreiche Anbieter von innovativen Startups über Softwarefirmen bis hin zu den Big Four Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Diese befinden sich in einem harten Verdrängungswettbewerb. Interessant wird es bei den Daten, die im Compliance Prozess verwendet werden. Da regulatorische Vorgaben einzuhalten sind, greifen die Anbieter fast immer auf die gleichen Datenlieferanten zu. Hier kommen nun die Big Data Anbieter mit ihren Compliance- Plattformen ins Spiel. Dieser Geschäftsbereich nennt sich Data as a Service und der grosse Vorteil ist die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Im Bereich der internationalen Sanktions,- und PEP – Listen teilen sich zwei grosse Anbieter die Marktführerschaft. Refinitiv mit der World- Check Datenbank ist weltweit die Nummer eins gefolgt von Dow Jones mit der Dow Jones Watchlist Datenbank. Im Bereich der strukturierten Wirtschafts,- Rechts,- und Unternehmens- Informationen sind die beiden Datenbanken Factiva von Dow Jones und LexisNexis der RELX Group führend. Bei Unternehmensdaten und der Überprüfung von Eigentumsverhältnissen inclusive der dahinterstehenden Personen ist die Datenbank Orbis von Bureau van Dijk (BvD) federführend.
Refinitiv und Thomson Reuters
Refinitiv ist ein Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Großbritannien, das Wirtschafts,- und Finanzmarkt- Daten aufbereitet und an Banken, Investmentunternehmen und andere Organisationen verkauft. Refinitiv zählt nach eigenen Angaben mehr als 40.000 institutionelle Kunden in über 190 Ländern. Die Firma wurde im Jahr 2018 gegründet und war ursprünglich der umsatzstärkste Geschäftsbereich der Thomson Reuters- Gruppe. Ein Mehrheitsanteil von 55 % an Refinitiv wurde im Jahr 2018 an die Investmentgesellschaft Blackstone verkauft. Im Sommer 2019 hat schließlich die London Stock Exchange (LSE) angekündigt, Refinitiv übernehmen zu wollen. Für die Transaktion will die LSE fast 30 Mrd. EUR zahlen. Für die Lieferung von Daten der Nachrichtenagentur Reuters an Refinitiv wurden jährliche Zahlungen von mindestens 325 Millionen US-Dollar von Refinitiv an Reuters für die nächsten 30 Jahre vereinbart. Diese Vereinbarung bleibt auch nach der Übernahme durch die LSE bestehen.
Thomson Reuters: CA8849031056 – https://ir.thomsonreuters.com/
London Stock Exchange
Mit der Übernahme von Refinitiv will die LSE ihr Geschäftsmodell diversifizieren und wird durch die Akquisition einer der grössten Anbieter von Wirtschaftsdaten und Weltmarktführer im Bereich der Sanktions,- und PEP- Listen. Allerdings ist die Transaktion noch mit Vorsicht zu geniessen, weil die Übernahme von den Wettbewerbsbehörden in Brüssel intensiv geprüft wird und bisher noch nicht freigegeben ist. Da die LSE den vereinbarten Kaufpreis in eigenen Aktien zahlt, wird der US-Finanzinvestor Blackstone und Thomson Reuters mit knapp 37 % der Anteile Großaktionär der LSE.
Dass es sich um einen sehr lukrativen Zukunftsmarkt handelt, zeigt auch die Tatsache, dass die Börsenbetreiber Euronext und Deutsche Börse angekündigt haben, im Datengeschäft künftig zukaufen zu wollen. Hier hat die LSE bereits einen grossen Coup gelandet.
London Stock Exchange- GB00B0SWJX34 – https://www.lseg.com/investor-relations
Dow Jones und News Corp
Dow Jones & Company ist ein US- amerikanisches Verlagshaus für Wirtschaftsinformationen mit Sitz in New York. Das Unternehmen ist seit 2007 eine Tochtergesellschaft des Media- Konzerns News Corp. Zum Imperium gehören auch das Wall Street Journal und Barrons.
Dow Jones Watchlist:
Dow Jones Watchlist ist eine strukturierte Datenbank für das Überprüfen von Risiken im Bereich von Politisch Exponierten Personen und Sanktionslisten.
Dow Jones Factiva
Factiva ist eine Datenbank für Wirtschaftsnachrichten und geschäftsrelevante Informationen aus tausenden verschiedenen Quellen.
News Corp: US65249B1098 – https://investors.newscorp.com/
LexisNexis und RELX Group
LexisNexis ist wie Dow Jones Factiva ebenfalls ein Anbieter für Wirtschaftsnachrichten und geschäftsrelevante Informationen und bietet eine Fachdatenbank für rechtliche Informationen. Das Unternehmen gehört zur britisch-niederländischen RELX Group.
Die britische RELX Group (ehemals Reed Elsevier) ist einer der größten Medienkonzerne der Welt. Das Unternehmen bietet Online-Datenbanken und digitale Analysewerkzeuge für die Bereiche Recht, Finanzanalyse und Wissenschaft.
RELX Group : GB00B2B0DG97 – https://www.relx.com/investors/
Bureau van Dijk und Moody’s
Bureau van Dijk mit Sitz in Brüssel gehört zum Geschäftsbereich Moody’s Analytics der amerikanischen Ratingagentur Moody’s. Die Orbis Datenbank bietet Informationen für mehr als 360 Millionen Unternehmen inklusive der dahinterstehenden Personen und deren geschäftliche Verflechtungen.
Moody’s ist die Dachgesellschaft für die beiden Geschäftsbereiche Moody’s Investors Service und Moody’s Analytics. Moody’s Analytics ist der kleinere der beiden Geschäftsbereiche und ein Anbieter von Risikomanagement-Software.
Moody’s: US6153691059 – https://ir.moodys.com/home/default.aspx
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