Wo aktuell Gefahren für die Weltwirtschaft und für die Weltbörsen lauern

In diesem Blogbeitrag möchte ich die aktuell größten Gefahren für die Weltwirtschaft und die Weltbörsen beleuchten. Zusammenfassend handelt es sich um die folgenden Gefahren, die einen weltweiten Wirtschaftsabschwung und einen Börsencrash auslösen könnten:

Weltweit:

  • hohe Verschuldung von Unternehmen
  • hohe Preise am Anleihenmarkt
  • hohe Immobilienpreise
  • steigende Zinsen

Europa

  • Wieder aufflammen der Eurokrise
  • Brexit
  • wachsender Verschuldungsgrad der Länder in Südeuropa
  • zunehmender Populismus

USA

  • hohe Bewertung des Aktienmarktes
  • weiter steigenden Zinsen
  • fallende Unternehmensgewinne ohne Sondereffekte der US- Steuersenkungen
  • Protektionismus, Handelskrieg mit China

China/ Schwellenländer

  • Inlandskredite an den privaten Sektor in China
  • Länderverschuldung der Schwellenländer in USD

Schauen wir uns nun die einzelnen Gefahrenbereiche genauer an.

Weltweit

Obwohl die weltweiten Aktienmärkte regional sehr unterschiedlich bewertet sind, haben viele Unternehmen gemeinsam, dass sie sich in den letzten Jahren hoch verschuldet haben. Viele Unternehmen haben die aktuell niedrigen Zinsen genutzt, um sich über den Anleihenmarkt riesige Summen zu leihen. Firmen wie zum Beispiel Tesla oder Netflix finanzieren über Anleihen in Milliardenhöhe und Ramschstatus das Tagesgeschäft. Auf der Suche nach ein paar zusätzlichen Prozentpunkten Rendite gehen Anleger hohe Risiken ein, es werden irrwitzige Preise am Anleihemarkt gezahlt. Risiken bei hoch verschuldeten Unternehmen werden ausgeblendet, es wächst die Zahl von Zombieunternehmen, die nur noch im Nullzins- Umfeld überleben können. Da können durchaus Erinnerungen an die Hypothekenkrise vor etwa 10 Jahren wach werden, auch hier war die übermäßige Verschuldung Grund für die Krise. Seither wurde nichts unternommen, diesen Trend umzukehren. Das gleiche gilt weltweit für Immobilienpreise. Aufgrund der Geldschwemme der Notenbanken sind auch hier die Preise auf ein unrealistisches Niveau gestiegen. Sollten nun weltweit die Leitzinsen steigen, wie gerade in den USA gesehen, wird es schwieriger für Firmen ihre Kredite zu refinanzieren, die Kurse am Anleihemarkt werden sinken, die Immobilienpreise fallen und es kann zu Zahlungsausfällen kommen.

Europa

Bei uns in Europa besteht die Gefahr des wiederaufflammens der Eurokrise. Sei es ausgelöst durch den Brexit oder durch hochverschuldete südeuropäische Länder. Italien hat Staatsschulden von mehr als 130 % des BIP und damit die höchste Staatsverschuldung in Europa. Und dies bei einem Wirtschaftswachstum von unter 1%. Auch wenn die italienische Regierung ihre ursprünglichen Pläne der Neuverschuldung von 2,4 % auf 2 % des BIP gesenkt hat, ändert das nichts an der Gesamtsituation. Auch Aufgrund von weiter zunehmendem Populismus ist davon auszugehen, dass Italien früher oder später versuchen wird, Hilfspakete von der EU in Anspruch zu nehmen, um die eigene Schuldenlast auf die anderen europäischen Länder abzuwälzen. Dies ist ja auch vorteilhafter für die italienischen Banken und Sparer. Dieses Verhalten kann dann auf weitere südeuropäische Länder abfärben und die durch die EZB nur oberflächlich verdeckten Probleme der Währungsunion werden wieder hervorkommen und eskalieren.

USA

In den Vereinigten Staaten sind in den letzten Jahren die Aktienkurse sehr viel stärker gestiegen als das Wirtschaftswachstum. Dies hat zu einer zu hohen Bewertung des Gesamtmarktes, vor allem bei den Tech-Werten, geführt. Auch wenn der US Markt traditionell höher bewertet ist als europäische oder asiatische Märkte, muss immer noch eine Überbewertung festgestellt werden. Eine unter Value Investoren beliebte Kennzahl ist der Buffett Indikator. Bei diesem Indikator wird die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen eines Landes ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt. Hat der Indikator einen Wert von 1, so wird das Marktniveau als angemessen bezeichnet. Liegt der Wert oberhalb von 1, so wird der Markt als überbewertet eingeschätzt. Momentan, Stand Januar 2019, ist der US- Markt mit einem Wert von ca. 1,4 als überbewertet zu bezeichnen. Wenn nun die einmaligen Sondereffekte der letztjährigen Steuersenkungen verpuffen und deshalb viele US- Unternehmen ab 2019 weniger Gewinne ausweisen müssen, könnte das zu fallenden Kursen an den US-Märkten führen. (Auch wenn einige Vorteile durch die dauerhaft gesenkten Körperschaftssteuern bleiben). Und nach dem Motto „ Wenn die USA niest, hat die Welt den Schnupfen“, könnten die Märkte im Rest der Welt mehr fallen als der US- Markt selbst. Auch weiter steigende Zinsen in den USA können zu Unsicherheit an den Börsen führen. Auch wenn US-Notenbankchef Jerome Powell eine geduldige Vorgehensweise bezüglich weiterer Zinserhöhungen angekündigt hat, reicht allein die Angst vor weiteren Erhöhungen aus, um für Unruhe an den Börsen zu sorgen. Weitere Zinserhöhungen könnten die noch blühende US Konjunktur abwürgen. Erste Bremsspuren, verursacht durch den Protektionismus der US Regierung und durch den Handelsstreits mit China, sind bereits zu erkennen. Die Mischung aus Protektionismus, fallenden Unternehmensgewinnen und Angst vor steigenden Zinsen kann einen weltweiten Börsencrash auslösen.

China/Schwellenländer

Der chinesische Aktienmarkt scheint günstiger bewertet als der US- Markt. Der Buffett Indikator weist einen Wert von 0,7 aus. Alarmierend in China ist allerdings die Höhe der Inlandskredite an den privaten Sektor. Diese betragen 230 % des BIP und zeigen eine sehr hohe Verschuldung auf. Hier muss von einem hohen Gefahrenpotential für die gesamte Volkswirtschaft ausgegangen werden. In den traditionell hoch verschuldeten Vereinigten Staaten liegt diese Quote bei 192 % des BIP. Somit liegt die Verschuldung in China um einiges höher als in den USA. China hat mit seinem gigantischen Konjunkturprogramm zwar die Weltwirtschaft stimuliert, aber dadurch liegt das Wachstum der Schulden seit Jahren über dem Wachstum der Wirtschaft. Da China für mehr als ein Drittel des Wachstums der Weltwirtschaft verantwortlich ist, hat jede Konjunkturabschwächung direkte Auswirkungen auf den Rest der Welt.

Eine Länderanalyse für China findest du hier.

Allgemein hat die Verschuldung in USD in den Schwellenländern stark zugenommen. Laut der Bank für internationalen Zahlungsausgleich hat sich das Volumen der Kredite in USD seit dem Jahr 2008 verdoppelt. Grund sind auch hier die niedrigeren Zinsen für Dollar Kredite. Diese Länder können erhebliche Probleme mit der Rückzahlung bekommen, wenn der USD aufwertet oder die eigene Währung abwertet.

Ob und wann dies alles zu einem Crash oder einer Weltwirtschaftskrise führt, kann niemand voraussagen. Jegliche Prognosen dazu sind unseriös. Die einzige Antwort auf die Frage wie der Aktienmarkt in den nächsten Jahren performen wird, lautet: Er wird schwanken. In diesem Sinne, viel Erfolg in 2019…

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2 Responses

  1. Uwe Nanninga sagt:

    Gerade die weltweite Verschuldung wird zwangsläufig zu einem Aktiencrash führen. Die Frage ist nicht ob, sondern lediglich wann. Hervorragender Artikel, alle wesentlichen Gefahrenpotentiale sind m.E. aufgeführt. Kompliment !

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